Sanierung Alter Bahnhof

Wilsenroth, Kreis Limburg-Weilburg

Baubeschreibung:

Das die Bahn AG als früherer Eigentümer nur die allernotwendigsten Instandsetzungsarbeiten durchgeführt hatte, kann nachträglich als Glücksfall angesehen werden, da sich hierdurch die originale Ausstattung ungewöhnlich gut erhalten hatte. Zu den prägnanten bauzeitlichen Details zählen die originalen Fliesen in der Schalterhalle, die vollständig erhaltene Möblierung des Warteraumes und die noch in großen Teilen vorhandene, in reichem wilhelminischen Dekor hergestellte Holzvertäfelung der ehemaligen Gepäckabfertigung. Der im "Westerwälder Regionalstil" um 1884 in Betrieb genommene Streckenbahnhof bildet zusammen mit den benachbarten Bahnhöfen in Niederzeuzheim, Frickhofen und Wilmenrod einen nahezu baugleichen und genormten Bautypus, der eigens für diesen Streckenabschnitt entwickelt wurde. Die Bahnhöfe Wilmenroth und Frickhofen lieferten wertvolle Aufschlüsse für die in Wilsenroth durchgeführten Rekonstruktionen der Fenster, Türen und Beschläge.

Sanierungsanlass:


Der Bahnhof befand sich zum Zeitpunkt der Übernahme von der Bahn AG in einem stark vernachlässigtem Zustand. Die Beheizung des gesamten Gebäudes erfolgte mit altertümlichen Ölöfen, die Elektroinstallation war komplett erneuerungsbedürftig. Die schadhafte Dacheindeckung war an den Seitenflügeln bereits abgängig, sodass hier eindringende Feuchtigkeit zu großen Schäden an der Dachkonstruktion führte. In den schon länger leer stehenden, sehr verwahrlosten Wohnungen waren sämtliche Oberflächen von historischen Sockelleisten, Innentüren und Holzdielenböden durch übermäßige Lackaufträge und Aufdoppelungen stark angegriffen. In den nachträglich eingebauten Bädern führten marode Installationsleitungen zu großen Schäden an Fußboden und Deckenbalken.

Sanierungskonzept:


Das Äußere Erscheinungsbild des Bahnhofs wurde durch detailgetreue Rekonstruktion der einfach verglasten Fenster und der Hauseingangstür, Rückbau der später errichteten Gauben und die Wiederherstellung des Giebelfachwerks im Seitenflügel wieder gewonnen. Im Inneren beschränkte sich die Sanierung auf Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten des vorhandenen Bestandes wie Innentüren, Sockelleisten, Dielenböden und der originalen Treppen. Die in Resten vorgefundene Schablonenmalereien in Form von Decken- und Brüstungsfriesen wurden in den Haupträumen nach Befund wieder hergestellt.

Langfristig sollen nach dem Auszug der Bahn die Dienst- und Schalterräume im Erdgeschoss wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt und in privater Initiative museal genutzt werden. Im Außenbereich ist mit Unterstützung der Westerwälder Dampfeisenbahnfreunde aus Großseifen die Errichtung einer Feldbahn in 600 mm-Spurweite geplant, welche über ein ehemaliges Abstellgleis führen und auch Besucher befördern soll.

Auszeichnungen: 

Hessischer Denkmalschutzpreis 2005, 1. Platz

Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen
- Denkmal des Monats Dezember 2005