Sanierung Altes Rathaus Stadt Hadamar, Kreis Limburg-Weilburg | |
Baubeschreibung: Das Gebäude wurde 1639 als Sitz des Gräflichen Sekretärs und Landschultheißen der Dehrner Cent, Andreas von Meuser errichtet. Leider sind die Nebengebäude der einst sehr stattlichen Hofanlage heute größtenteils verschwunden. Das Haupthaus trug im Obergeschoss ursprünglich noch zwei weitere Erker, deren ursprüngliche Lage noch heute an der Fassade ablesbar ist. Bereits 1643 wurde dem Mittelerker eine reich geschnitzte Laube vorgesetzt. Qualitätvolles Schnitzwerk im Stil kunstvoller Bildhauerarbeiten zeugt vom früheren Reichtum des Erbauers. Am Eingangsportal stützen Herkules und eine weibliche Gestalt als Symbole von Ehre, Kraft, Tugend und Fruchtbarkeit das Gebälk. Im Zuge der späteren Umnutzung zum Rathaus wurde dem Gebäude um 1818 das Glockentürmchen aufgesetzt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die Fassade grundlegend umgebaut und durch Veränderung der Fenster streng symmetrisch gegliedert und verputzt, wobei dieser Maßnahme neben beträchtlichen Teilen des Holzwerks auch die beiden Erker zum Opfer fielen. |
Sanierungsanlass:
Im Rahmen des Abbruchs eines später angefügten Torbaus wurde
eher zufällig ein schmaler Streifen der originalen Fachwerkfassade
freigelegt, die an der Schwelle schwerste Feuchtschäden aufwies.
Neben einem repräsentativem Sichtfachwerk mit Balkenstärken
bis zu 50 cm und einem Eckpfosten mit eingestellter Säule und
kunstvoll geschnitztem Beschlagwerk kamen auch außergewöhnlich gut
erhaltene Putzgefache mit aufwändiger Bemalung zum Vorschein.
Anhand dieses Befundes konnte die originale Farbfassung vollständig
wieder hergestellt werden. Wegen der vorgefundenen
Fäulnisschäden wurde eine umfangreiche Voruntersuchung bei
Freilegung des gesamten Fachwerks durchgeführt. Es kam ein
ernüchternder Befund zutage: Die Statik war durch den Ausbau
zahlreicher Streben und durch den Austausch kompletter Wandabschnitte
durch unterdimensioniertes und minderwertiges Nadelholz völlig
durcheinander geraten. Aufgrund umlaufend vermoderter Schwellen erfolgte
die Lastabtragung primär über die innen liegenden Bundwände,
was zu zahlreichen Absenkungen und Rissen im Inneren des Gebäudes
führte. |
Sanierungskonzept:
Die erforderliche Fachwerkinstandsetzung machte an der lang gestreckten
Marktfassade den Ausbau aller Wände erforderlich. Wegen des ohnehin
notwendigen, gewaltigen Sanierungsumfangs entschloss man sich zur
detailgetreuen Rekonstruktion des ursprünglichen Gefüges, was
aufgrund der noch vorhandenen Zapflöcher, Bundwände und
Abbundzeichen möglich wurde. Wertvolle Hinweise zu
Konstruktionsdetails wie beispielsweise die Ausbildung der Schmuckformen
in den Brüstungen lieferte der noch wohlerhaltene Giebel entlang der
Schulstraße. Für die Sanierungsarbeiten wurde allein 40 cbm
zweitverwendetes Eichenholz benötigt. Der enorme Holzbedarf konnte
nur durch den Abbau von 4 Scheunen sichergestellt werden. Für den
Einbau von 48 neuen Kastenfenstern mussten für die verbleiten
Außenflügel exakt 1476 Einzelscheiben eingeglast werden. Alle
Ausfachungen erfolgten mit Lehmsteinen, die Holzflächen wurden mit
Leinölfarbe gestrichen. Zur Verbesserung des Wärmeschutzes
wurden die Außenwände innen mit Schilfmatten und Strohlehm
gedämmt. | |||
Bauherr: |
Magistrat der Stadt Hadamar |
Baukosten: |
geschätzt: 550.000,00 € |
Zuschüsse: |
Landesamt für Denkmalpflege: 150.000,00 € |
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