Sanierung eines Winzerhofes

Johannisberg, Rheingau-Taunus-Kreis

Baubeschreibung

Die Sanierung bezog sich auf den ältesten Bauteil der Hofanlage, einen breit gelagerten, zweigeschossigen Massivbau aus Bruchstein. Zu den Weinbergen wird der Bau durch eine Einfahrt in die im Erdgeschoss befindliche Kelterhalle erschlossen. Die Holzbalkendecke ist mit alten Lehmwickelfüllungen ausgefacht. Darüber befindet sich ein Wohngeschoss, das erst 1861 eingerichtet wurde. Unter der Kelterhalle erstreckt sich ein großer Gewölbekeller für die Weinlagerung. Nach Süden schließt ein inschriftlich um 1673 datierter Flügel mit massivem Erdgeschoss und verschiefertem Fachwerkobergeschoss an. Der besondere Wert des Winzergehöfts liegt in seinem authentischen Zustand bei einer ununterbrochenen Nutzungskontinuität.

Sanierungsanlass

Durch den jahrzehntelangen Leerstand der Wohnung und die beibehaltene Bewirtschaftung durch einen Weinbaubetrieb hatte sich die Bausubstanz zwar einerseits nahezu unberührt bis in die heutige Zeit hinüber gerettet, anderseits war sie jedoch durch mangelnden Unterhalt stark geschädigt. Zunächst war der Neubau eines Wohnhauses auf der benachbarten Wiese geplant. Zur Wahrung der Tradition entschied sich der Bauherr jedoch später für eine Umnutzung des Kelterhauses zu einem Wohnhaus, wobei es im Besitz der Winzerfamilie verblieb und in den Betrieb des Winzerhofs integriert wurde.

Der historische Fensterbestand, die Schlagläden und die Sandsteingewände befanden sich in einem desolaten Zustand. Durch ausgewaschenen Mörtel, Fehlstellen und Hohlräume war auch das äußere Bruchsteinmauerwerk sanierungsbedürftig. Große Schäden waren an der Strohlehmwickeldecke über der Kelterhalle zu verzeichnen, deren Balkenlage durch die 1861 im Obergeschoss eingebauten Wände völlig überlastet und folglich an 7 Stellen durchgebrochen war.

Sanierungskonzept

Die Sanierung erfolgte von Anfang an unter Berücksichtigung und Würdigung des vorhandenen Raumgefüges und der überlieferten Bau- und Ausstattungsdetails. Somit war die Nutzung durch die eigentümliche Gebäudestruktur vorgegeben. Die Kelterhalle wurde zu einem Sommerwohnzimmer umgenutzt. Bauliche Änderungen wurden dabei nicht vorgenommen. Als einzige moderne Zutat musste eine großzügige Verglasung des Tores erfolgen, da die Kelterhalle aufgrund ihrer in das Erdreich eingegrabenen Lage keine weitere Belichtungsmöglichkeit aufwies.

Die gebrochenen Deckenbalken in der Kelterhalle wurden mit einem neuen Unterzug mit zwei Stützen abgefangen. Sämtliche Ausstattungsdetails wie die historischen Dielenböden, Türen, Sandsteinböden, Fenster und Treppen wurden erhalten und wieder aufgearbeitet. Neue Einbauten erfolgten durchweg mit Materialien aus Zweitverwendung (Historische Tonfliesen in der Kelterhalle, Sandstein-Blockstufen in der Diele, Türen im Erdgeschoss). Wegen des erforderlichen Wärmeschutzes wurden die bestehenden Fenster zu einem Kastenfenster umgerüstet; die Bruchstein-Außenwände im Erdgeschoss erhielten einem zweilagigen Strohlehmputz. Auf eine Dämmung der Bruchsteinwände im Obergeschoss wurde zur Schonung der historischen Putzoberflächen verzichtet.

Baukosten:

geschätzt:        180.000,00 €
abgerechnet:   161.000,00 €

Zuschüsse:

Landesamt für Denkmalpflege: 40.000,00 €

Auszeichnungen:

Deutsche Stiftung Denkmalschutz
und Bundeshandwerkskammer:
Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2006
1. Preis

Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen
- Denkmal des Monats April 2009