Sanierung Patrizierhaus

Johannisberg, Rheingau-Taunus-Kreis

Baubeschreibung

Das Gebäude besteht aus einem massiven Kernbau mittelalterlichen Ursprungs, dessen Dach zwischen zwei spätgotischen Schildgiebeln eingespannt ist. Nach Süden schließt ein kurzer, im Kern ebenfalls massiver Querflügel an. Zur Ortsstraße hat das Gebäude durch die nahezu fensterlosen Bruchsteinwände einen eher abweisenden Charakter. Die sich dagegen zum Hof öffnenden Gebäudeabschnitte weisen in den Oberschossen sowie in der Giebelspitze des Querflügels ein ursprünglich auf Sicht konzipiertes Schaufachwerk auf. Den repräsentativen Höhepunkt der Schaufassade bildete früher ein stattlicher Erker, der dem Giebel des Querflügels axial vorgelegt war und das Straßenbild in diesem Bereich entscheidend prägte. Anhand der vielfältigen Befunde an der Fassade lässt sich die Form und Gestaltung des Erkers einigermaßen verlässlich rekonstruieren

Im Wesentlichen lassen sich 5 Bauphasen unterscheiden. Die rechteckigen Umfassungsmauern aus Bruchstein gehören noch einem mittelalterlichen Kernbau an. Ein durchgreifender Umbau erfolgte nach dem großen Ortsbrand, datiert 1558-1560 (d). Aus dieser Zeit stammt das Außenfachwerk des Kernbaus und des Anbaus, wenn auch hier barock überformt und verändert. Von einem kleineren Umbau um 1636 stammt die in Ihrer Farbigkeit als einzige noch im Original erhaltene Fachwerkwand im Obergeschoss. Der barocker Umbau um 1758 (d) beschränkte sich auf das Außenfachwerk. In der Gründerzeit wurden die Fensterformate im 1. Obergeschoss vergrößert.

Sanierungsanlass

Im letzten Jahrhundert befand sich in dem Gebäude eine Gaststätte. Die nach dem Krieg durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen erfolgten meist ohne größere Eingriffe in die bestehende Bausubstanz. Allerdings wurden die damals bereits vorhandenen Altschäden an Dachstuhl, Deckenbalken und an den Fachwerkwänden belassen und hinter abgehängten Decken und Vormauerungen versteckt, sodass während der Freistellungsarbeiten ein komplexes Schadensbild mit sehr umfangreichen Bauschäden zutage kam.

Sanierungskonzept

Das Wohnhaus wurde grundlegend instandgesetzt. Vollständig zu erneuern war hierbei die gesamte Haustechnik mit Elektro-, Heizungs- und Sanitärinstallation. Auf einen Dachgeschossausbau wurde verzichtet. Der Innenausbau orientierte sich weitestgehend am Bestand.

Als ältestes Bauteil im Gebäudeinneren wurde die Fachwerkwand von 1636 restauratorisch in ihrer alten Farbigkeit unter Beibehaltung der originalen Fassungen wiederhergestellt. Die Ausstattung mit ihren historischen Dielenböden, Türen und der Treppe blieb komplett erhalten.

Die Instandsetzung des traufseitigen Fachwerkobergeschosses von 1560 erfolgte als Sichtfachwerk mit Rekonstruktion der fehlenden Zierformen unter den Brustriegeln. Dabei musste die Konstruktion aufgrund massiver Fäulnisschäden größtenteils abgebaut und neu aufgeschlagen werden. Lediglich am Giebel mit seinem fehlenden Erker wurde auf eine Freilegung des Fachwerks verzichtet und stattdessen eine Schieferbekleidung aufgebracht. Die Reparatur der gebrochenen Deckenbalken erfolgt substanzschonend durch den Einbau von mehreren Überzügen im Dachgeschoss. Am Steingiebel zur Straße Im Flecken wurden die überbreiten Fenster der ehemaligen Gaststätte in ihre ursprüngliche Größe zurück gebaut.

Zuschüsse:

Landesamt für Denkmalpflege Hessen

Auszeichnungen:

Hessischer Denkmalschutzpreis 2008, 1. Platz

Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen
- Hessischer Denkmalschutzpreis 2008, 1. Platz