Wiederherstellung Runderker

„Siegeshaus“, Altstadt Limburg

Baubeschreibung:

Das dreigeschossige Fachwerkhaus wurde um 1570 über den Kellern eines älteren Vorgängerbaus durch die Familie von Siegen errichtet, von der auch der Hausname herrührt. Der reich geschmückte Schaugiebel zur Plötze wird durch zwei massive Brandwände zu den Nachbarhäusern eingefasst. Für den heimischen Raum einzigartig und ohne Parallele stellt sich der zweistöckige Runderker dar, welcher den Obergeschossen der Fassade asymmetrisch vorgelegt ist.

Trotz zahlreicher Änderungen besonders im Giebeldreieck haben sich viele originale Hölzer erhalten. Diese lassen einen für die damalige Zeit in seiner Konstruktion und künstlerischen Ausgestaltung sehr fortschrittlichen Bau erkennen, der seiner Zeit weit voraus war. Der geschossweise abgebundene und bereits durchweg verzapfte Schaugiebel wartet mit einer langen Reihung von Fenstern auf, sodass sich die Straßenfront der Stubenzone über der Brüstung vollkommen in Glas auflöst. Ähnliche Beispiele sind uns von zahlreichen repräsentativen Bürgerbauten der Renaissance bekannt. Dagegen erinnern die fischblasenartigen Brüstungshölzer an spätgotische Maßwerkarchitektur und bilden ein wichtiges Beispiel für die lange Tradition gotisierender Formen im mittelhessischen Raum.

Im Inneren werden die Räume maßgeblich durch den gründerzeitlichen Umbau um 1900 geprägt. An die Erbauungszeit und frühere Vorgängerbauten erinnern nur noch die massiven Umfassungsmauern aus Bruchstein mit ihren Wandnischen. In der hofseitigen Außenwand hat sich noch ein barocker Fensterflügel erhalten.

Sanierungsbeschreibung:

Die gesamte Außenfassade wies schwerste Fäulnisschäden auf. Besonders am Runderker waren alle Holzanschlüsse durch eindringende Feuchtigkeit zerstört. Teile wurden bereits unsachgemäß durch Nadelhölzer, mit vorgeblendeten Brettchen und mit nicht detailgetreu rekonstruierten Brüstungsfeldern erneuert.

Sanierungskonzept:

In die Substanz eingreifende Maßnahmen waren nur am straßenseitigen Giebel zur Plötze erforderlich. Wegen der großen Schäden war ein Abbau und die anschließende Wiedererrichtung des Runderkers unter Verwendung aller erhaltenen Originalbauteile unvermeidbar. Im Zuge der Fachwerkreparatur wurde ein Rückbau in das ursprünglich nachweisbare Erscheinungsbild vorgenommen. Dies erfolgte durch Wiederherstellung der originalen Riegelhöhen, Rückbau der ursprünglichen Fensterformate, Wiederherstellung der Fensterprofile im Inneren und durch Austausch der in freier Phantasie erneuerten Brüstungshölzer. Es wurden einfach verglaste Fenster nach historischem Vorbild eingebaut. Für die Scheiben der Bleiverglasung wurden ausschließlich historische Gläser aus Zweitverwendung genutzt. Das Giebeldreieck wurde zum Einen wegen des historisierenden Fachwerks und zum Anderen als vorbeugender Wetterschutz im Bereich des einbindenden Erkerdaches verschiefert.