Sanierung Bürgerhaus

Stadt Eltville, Rheingau-Taunus-Kreis

Baubeschreibung:

Der im Kern gut erhaltene Fachwerkbau aus der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde um 1784 mit geringfügigen Veränderungen bei Beibehaltung der alten Raumteilung umgebaut. Aus beiden Epochen haben sich vorzügliche Ausstattungsdetails und eine Vielzahl bedeutender Malereien enthalten.

1967 erfolgte ein grundlegender Umbau des Gebäudes zum Mehrfamilienwohnhaus mit insgesamt 5 Wohneinheiten. Um 1982 folgten mit Sanierungsmitteln aus dem Städtebaufördergesetz umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen, wobei die massiven Holzschäden an der Fachwerkkonstruktion nicht beseitigt, sondern lediglich oberflächlich durch aufgenagelte Bretter und Spachtelmassen kaschiert wurden.

Die ursprüngliche Oberflächengestaltung des Sichtfachwerkbaus bestand an Wänden und Decken aus zwei zeitlich eng beieinanderstehenden Farbfassungen mit grauer Balkenfarbe, welche in die Gefache hinein gezogen und mit einem antrazithen Ritzer zum hellen Gefachputz abgesetzt wurde. Dabei wurden krummwüchsige Hölzer durch die Bemalung begradigt, sodass ein regelhaftes Fachwerkbild entstand. Diese bauzeitliche Farbgebung hat sich in bedeutendem Umfang in beiden Geschossen an Wänden und Decken erhalten.

Auch aus dem 18. Jahrhundert haben sich bedeutende Wandmalereien erhalten. Neben einem in großen Teilen komplett erhaltenen Brüstungszyklus mit floralen Elementen kam unter dem Putz entlang der Treppe eine vollständig erhaltene Balustermalerei zu Tage.

Aus der ersten großen Umbauphase des Hauses um 1784 stammen die brüstungshohen Lambris in den 3 Wohnräumen zur Straße, die durch den nachträglichen Einbau von Zwischentüren in Form einer Enfilade umgestaltet wurden.

Im mittleren Zimmer haben sich Reste einer flächigen Ausmalung des späten 18. Jahrhunderts mit einer Rankenmalerei erhalten, anhand derer sich die ursprüngliche Raumfassung lückenlos rekonstruieren lässt. Eine plausible Deutung der beiden Supraporten über den Türen mit den Motiven einer südländisch anmutenden Stadtlandschaft steht noch aus.

Sanierungskonzept:

Das Wohnhaus wurde durch Rückbau der nachträglich vorgenommen Einbauten wieder in das ursprüngliche Erscheinungsbild zurück geführt. Dabei wurden die 5 Wohnungen aufgegeben und wieder zu einer Wohnung vereint. Der Innenausbau orientiert sich an der alten Raumteilung des historischen Bestandes. Große Teile der historischen Malereien wurden restauratorisch gesichert, wo erforderlich retuschiert, und in die spätere Raumkonzeption eingebunden.

Das zu zwei Dritteln wegen Fäulnisschäden auszutauschende Nadelholz-Fachwerk wird sichtbar belassen. Die ursprünglichen Fensteröffnungen sowie die fehlenden Brüstungszierhölzer wurden wieder nach Befund ergänzt.

Großer Wert wurde auf ein authentisches Aussehen der Fenster gelegt. Im barock überformten Erdgeschoss wurden diese anhand eines noch vorhandenen Fensters detailgetreu rekonstruiert. Die bauzeitlichen Fachwerkobergeschosse wurden mit zweiflügeligen Wabenfenstern ausgestattet. Die durchweg einfach verglasten Fensterflügel erhielten originalgetreue Beschläge und zur Verbesserung des Wärme- und Schallschutzes ein Innenfenster als Kastenfenster.

Der Ausbau des Dachgeschosses wurde auch nach Rückbau der beiden Wohnungen beibehalten. Durch Entfernung der nachträglichen Einbauten und die Wiederherstellung der Kopfbänder wurde die frühere Größe des Dachstuhl trotz des Ausbaus wegen dem Verzicht auf unterteilende Wände wieder erlebbar.

Auszeichnungen:

Hessischer Denkmalschutzpreis 2013

Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen
- Hessischer Denkmalschutzpreis 2013