Sanierung Tiefenbach-Haus

Stadt Bad Camberg, Kreis Limburg-Weilburg

Baubeschreibung:


Der 1592 durch den protestantischen Amtmann Johann Tiefenbach errichtete Schmuckfachwerkbau mit seinen qualitätvollen Schnitzereien ist der bedeutendste Renaissance-Fachwerkbau der Stadt. In seiner künstlerischen Ausgestaltung ist er mit dem noch reicheren Killingerhaus im nahen Idstein verwandt.


In der Figur des Wappenträgers hat sich der Bauherr inschriftlich verewigt. Das lateinische Schriftband in der Schwelle betont die Unverletzlichkeit des Wortes Gottes und des Bauherrn Bekenntnis zum Protestantismus - ein demonstratives Auftreten gegen die kurtrierische Ausweisung der Camberger Protestanten im Jahre 1582. Musizierende Engel und streitende Landsknechte zieren das Giebelfeld.

Ursprünglich stellte sich der Bau in einem noch reicheren Fachwerk dar. So fielen die Fränkischen Erker mit ihrem Schnitzwerk bereits im 19. Jahrhundert der damals vorgenommenen Vergrößerung der Fenster zum Opfer. Die türkise Farbfassung ist nicht die bauzeitliche, für die ein helles Ocker belegt ist.

Schadensbeschreibung:

Obwohl erst 1994 aufwändigst restauriert, wurde bereits 15 Jahre später eine erneute Instandsetzung des Schaugiebels erforderlich. An der gesamten Giebelfassade waren umfangreiche Fäulnisschäden vorhanden, wobei teils auch an den erst um 1994 ausgetauschten Bauteilen neuerliche Schäden zu verzeichnen waren. Allein die während der letzten Sanierung begangenen „kleineren Sünden“ wie der Einsatz von Holzspachtelmassen und Gefachfüllungen mit Leichttonmörtel bieten keine Erklärung für das Ausmaß der Schäden. Vielmehr sind diese vor allem auf die extrem ausgesetzte Wetterseitenlage des Gebäudes zurückzuführen. Der Giebel ist ein prädestiniertes Beispiel für den Konflikt zwischen der denkmalpflegerisch geforderten Erhaltung möglichst vieler Originalbauteile und dem städtebaulich begründeten Wunsch eines lückenlos freigelegten Fachwerkensembles. Heute weist der Giebel nur noch etwa ein Drittel seiner Originalbausubstanz auf.

Sanierungskonzept:

Nach langem Ringen entschloss sich der Sanierungsträger aufgrund der Bedeutung für das Stadtbild gegen eine Verschieferung und für eine fachwerksichtige Instandsetzung. Die Reparatur geschädigter Holzbauteile war weitestgehend durch Aufbohlungen und Anblattungen zu bewerkstelligen. Es wurden alle Spachtelmassen entfernt und die Lücken mit Eichenholzstückchen ausgekeilt. Neuzeitliche Ausfachungen mit modernen Baumaterialien wurden abgebrochen und durch Lehmausfachungen ersetzt. Schadhaftes Schnitzwerk war durch Holzaustausch zu reparieren und nachzuschnitzen.

Quellennachweis:
Foto oben: Manfred Kunz, Bad Camberg
Text 2. Absatz von oben: Denkmaltopographie des Landkreises Limburg-Weilburg, Band 1