Sanierung Altes Rathaus
Usingen-Wilhelmsdorf, Hochtaunuskreis | ||
Baubeschreibung:
Der kommunale Kombinationsbau entstand zwischen 1707 und 1711 im Zuge
der planmäßigen Gründung von Wilhelmsdorf durch Wilhelm
Heinrich von Nassau-Usingen. Durch seine traufständige Bauform mit
Dachreiter und angefügtem Backes hebt er sich deutlich von den
einheitlich errichteten Giebelhäusern des Ortes ab. Das
Gebäude vereint alle gemeindlichen Nutzungen wie Rathaus, Schule,
Betsaal und Backhaus. Als seinerzeit letztes Gebäude schloss es aus
der Bauflucht heraus gerückt den Ortsrand nach Süden
wirkungsvoll ab. Heute bringt die exponierte Lage aufgrund des hart
heranrückenden Durchgangsverkehrs zahlreiche Probleme mit sich.
So wurde bereits um 1926 der doppeltürige Zugang an der Straße
aufgegeben und an die nördliche Giebelseite verlegt. Dabei wurde
die Innentreppe durch einen aufwändigen Treppenhausanbau nach außen
verlegt. | ||
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Zustand 1946 |
Zustand 2001 |
Zustand 2011 nach der Sanierung |
Sanierungsanlass: Jahrelanger Leerstand führte zu schwerwiegenden Schäden an der Fachwerkkonstruktion, wobei die letzte Renovierung augenscheinlich keine Behebung, sondern eher noch eine Verschlimmerung des Schadensbildes bewirkte. Die bei der letzten Sanierung angebrachte Innendämmung mit Mineralwolle bei gleichzeitiger Absperrung der Außenhülle durch diffusionsdichte Anstrichsysteme, Spachtelmassen und Zementputze hatte zu einem starken Tauwasseranfall in der Konstruktion geführt. Aufgrund der akuten Einsturzgefahr der rückwärtigen Traufwand wurde 2007 eine Notabstützung des gesamten Gebäudes vorgenommen. Die starken Holzschäden an den Giebeln entstanden vor allem durch die Dachanschlüsse des Treppenaufgangs und des Backes sowie durch undichte Fallrohre. | ||
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Sanierungskonzept: Wegen der beengten Lage an der Durchgangsstraße wurde jahrelang über eine Transloszierung des Gebäudes nachgedacht. Dies scheiterte jedoch an den Kosten und auf Drängen der Denkmalpflege, die lediglich bei einer Sanierung vor Ort eine Förderung des Objektes in Aussicht stellte. Zukünftig soll das Gebäude als kleines Ortsmuseum und für kleinere Veranstaltungen genutzt werden. Mit der Reaktivierung des Backes durch den örtlichen Heimatverein wird die alte Tradition des Hauses wieder belebt. Der 1926 in historisierenden Formen angefügte Treppenaufgang wurde zurück gebaut und die ursprüngliche Fassadenansicht mit dem alten Treppenraum wieder hergestellt. Zur Vermeidung zukünftiger Bauschäden wurde der komplette Giebel zum Backes wegen der technisch schwierigen Anschlüsse verschiefert. | |
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Während der Sanierungsarbeiten stellte sich heraus, dass der Backofen wegen der gebrochenen Gewölbekappe nicht mehr zu reparieren und zu ersetzen war. Durch den Rückbau des erst 1926 eingebauten Ofens kam wieder das alte Gewölbe des Backes zum Vorschein. Eindringende Wurzeln bis unter die Bodenplatte des alten Ofens machten auch im Inneren eine grundlegende Instandsetzung des Bruchsteinmauerwerks erforderlich. Da der neue Backofen deutlich kleiner ist, kann das Gewölbe heute frei eingesehen werden. | |
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Bauherr: |
Magistrat der Stadt Usingen | |
Baukosten: |
Geschätzt: |
320.000,00 Euro |
Zuwendungen: |
Landesamt für Denkmalpflege: |
100.000,00 Euro |