Restaurierung einer Synagoge

Beselich-Schupbach, Kreis Limburg-Weilburg

Baubeschreibung:

Die um 1877 als Ersatz für einen Vorgängerbau errichtete Synagoge zählt neben Hadamar zu den einzigen im Kreisgebiet, welche die Pogrome der Reichskristallnacht unbeschadet überstanden. Daher kommt ihr eine besondere geschichtliche und kulturelle Bedeutung zu. Um 1935 wurde die Nutzung aufgegeben und das Gebäude an den Nachbarn veräußert, der es als Lager nutzte. Dadurch blieb die Synagoge in der Pogromnacht von den üblichen Zerstörungen verschont. Offensichtlich war im großen Saal der Einbau einer Zwischendecke geplant, der jedoch abgesehen von Änderungen im Bereich der Rundbogenfenster niemals zur Ausführung kam.

Bis auf einige Änderungen im Bereich der Außenwände präsentiert sich der Betsaal bis heute in unberührtem Zustand. Wichtigstes Element stellt die den Raum dominierende, bemalte Kuppeldecke dar, die den Saal in einer Höhe von rund 5 Metern überspannt. Mit der symbolischen Andeutung eines Sternenhimmels auf tiefblauem Untergrund folgt Sie vielen anderen uns bekannten Beispielen.

Der stützenfreie Saal mit seinem hohen Deckengewölbe bedingte die Herstellung einer aufwendigen Dachkonstruktion. Die Primärkonstruktion des liegenden Stuhles besteht aus zwei versetzten, sich im Winkel von 90 Grad durchkreuzenden Stuhlsäulen als Zangen, welche wiederum von einer sternförmig aufeinander zulaufenden Zangenkonstruktion durchkreuzt werden. Den Mittelpunkt bildet der zentrale Hängepfosten, der raumseitig den Kronleuchter und über der Dachspitze den Davidstern trug. Unter der Dachkonstruktion ist eine weitere Balkenlage angehängt, die das eigentliche Gewölbe trägt. Dieses besteht aus einer äußerst filigranen Trägerkonstruktion mit eng gestellten Spalierlättchen, auf denen die etwa 3 cm starke Putzschale aufgebracht ist.


Der Grundriss bildet ein leicht verschobenes Parallelogramm und besteht aus dem Saalbau und einem straßenseitig zurück gesetzten Anbau, der die Treppe als Zugang zur Frauenempore aufnimmt. Die Bebauung der kleinen Restparzelle bedingte die nur zur Straße hin geöffneten Grenzbebauung. Aufgrund der beengten Grundstücksverhältnisse wird die Frauenempore nicht wie allgemein üblich über ein separates Treppenhaus mit getrenntem Zugang, sondern vielmehr über einen gemeinsamen Vorraum erschlossen. Die unter dem Betsaal liegende Mikwe ist heute nur noch vom angrenzenden Nachbargrundstück zugänglich.

Sanierungskonzept:

Der im Frühjahr 2010 gegründete Förderverein Synagoge Schupbach hat sich die Wiederbelebung der Synagoge zum Ziel gesetzt. Dabei soll diese in das Eigentum der Gemeinde überführt und durch den Förderverein betreut werden. Als Ort der Begegnung soll das Gebäude für die unterschiedlichsten kulturellen Veranstaltungen, Kunstausstellungen und für Bildungszwecke in Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen offen stehen.

Wegen des unberührt überlieferten Baubestandes verbieten sich größere bauliche Eingriffe von selbst. Ziel ist daher die behutsame Instandsetzung und Konservierung des historischen Baubestandes bei Erhaltung aller prägenden Ausstattungsdetails wie Bodenbeläge, Treppe, Fenster und Türen.

Die Maßnahme wird in mehreren Bauabschnitten durchgeführt.

1. Bauabchnitt 2014

Aufwändig gestaltete sich die Erhaltung und Konservierung der bemalten Kuppeldecke, die sich in großen Teilen vom Untergrund gelöst hatte und herab zu fallen drohte. Zunächst war eine Festigung des Putzgrundes erforderlich. Da dies nur von oben geschehen konnte, wurde die Dacheindeckung und Schalung komplett abgenommen und die Kuppel für die Dauer der Restaurierungsarbeiten mit einem frei tragenden, überdachten Wetterschutzgerüst eingehaust. Dies ermöglichte ungewohnte Einblicke in die Dachkonstruktion, sodass am Tag des offenen Denkmals zahlreiche Interessierte die Chance einer Besichtigung von oben wahrnahmen.

Die geschädigten Putzbereiche der Kuppel wurden von oben mit neuen Spalierlatten und durch den Einbau von abgehängten Kohlefaserstäben verstärkt. Durch einen erneuten Putzauftrag wurde eine kraftschlüssige Verbindung zur Unterkonstruktion hergestellt. Die noch vorhandenen Gesimsteile auf der abgängigen Ostseite wurden mit Hilfe von Karbonfäden fixiert und anschließend hinterfüllt. Erst nach diesen Sicherungsmaßnahmen konnte mit der Restaurierung der Deckenmalerei begonnen werden.

Baudaten 1. Bauabchnitt 2014

Bauherr:

Bauzeit:

Baukosten:

Zuwendungen:


Information:

Förderverein Synagoge Schupbach e. V.

Juni bis voraussichtlich Dezember 2014

Geschätzt:

Landesamt für Denkmalpflege:
Denkmalschutz-Sonderprogramm IV des Bundes:

www.synagoge-schupbach.de





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