Sanierung Altes Hotel Schwan

Niederwalluf, Rheingau-Taunus-Kreis

Baubeschreibung:

Abseits des Durchgangsverkehrs und direkt am Rhein gelegen, beherbergt die dreiflügelige Hofanlage das ehemalige Hotel Schwan. Ursprünglich hieß der traditionsreiche Gasthof „Zum goldenen Engel“. Die einheitlich gestaltete Rheinfront täuscht darüber hinweg, dass der heutige Gebäudekomplex infolge einer komplizierten Baugeschichte erst im Laufe von fünf Jahrhunderten entstand.

Als ältester Kernbau des Anwesens verbirgt das nördliche Gebäude unter seinem Verputz noch umfangreiche Bausubstanz des frühen 15. Jahrh. Über einem massiven Erdgeschoss bauen sich zwei Fachwerkgeschosse mit markantem Überstand auf. Um 1659 (d) entstand als Pendant der südliche Bau, der vermutlich zeitgleich oder kurze Zeit später mit einem schmalen Torbau mit dem Ursprungsbau verbunden wurde. Schließlich wurde um 1900 der Südtrakt mit einem Tanzsaal und 1936 der Nordtrakt um einen Küchenanbau erweitert.

Gegen Ende des 18. Jahrh. folgte ein durchgreifender Umbau der Anlage. Dabei wurde die Außenfassade durch Verputz des Fachwerkes und durch Änderung der Fenstergrößen vereinheitlicht.

Dem Zusammenschluss der ehemals unabhängigen Gebäudekomplexe fielen zahlreiche tragende Wände zum Opfer. Dies wurde durch den nachträglichen Einbau von Überzügen im DG kompensiert. Die hofseitige Erweiterung des Torbaus ermöglichte eine Ausgliederung des Treppenhauses und die Verbindung der rheinseitigen Zimmerfolge als Enfilade.

Im Obergeschoss haben sich im Flur zum Hof hin noch die originalen Fenster aus der Umbauphase erhalten. Bemerkenswert ist auch der aus dieser Zeit komplett überlieferte Bestand an historischen Türblättern und Bekleidungen. Zwei Räume weisen noch einfache Stuckdecken auf. Im Zuge der Freistellungsarbeiten kamen an den Fachwerkwänden im Südflügel noch hervorragend erhaltene Fassungsbefunde von 1659 zutage.

Die Gaststube im Erdgeschoss präsentiert sich seit über 100 Jahren in weitgehend unverändertem Zustand. Der in der Gründerzeit mit großem Aufwand betriebene Innenausbau wird vor allem durch die Holzvertäfelungen mit reichem Schnitzdekor geprägt. Über die noch mit Sandsteinplatten ausgelegte Diele erreicht man einen weiteren Gastraum, dessen Eingang ein barockes Türblatt mit aufwändig gearbeiteten Beschlägen aufweist.

Die Maßnahmen des 1. Bauabschnittes 2010

Der 1, Bauabschnitt beinhaltete die Freistellungsarbeiten, die Sanierung der Fachwerkkonstruktion und der Dachtragwerke, sowie eine komplette Neueindeckung aller Dachflächen mit Naturschiefer. Durch den Rückbau späterer Einbauten wurde im Südflügel teilweise wieder die alte Raumteilung von 1659 hergestellt. Jahrzehntelange Undichtigkeiten in der Dacheindeckung führten zu schweren Schäden entlang der Traufpunkte von Rähmen, Deckenbalkenauflagern, Sparrenfüßen und Aufschieblingen. Hier war etwa ein Drittel der gesamten Substanz auszutauschen oder anzuschuhen. An der südlichen Traufwand war ein ganzer Wandabschnitt zu erneuern.

Das Nutzungskonzept

Nach der Sanierung soll der Pensionsbetrieb im Obergeschoss wieder aktiviert werden. Durch einen gedeckten Übergang werden die Fremdenzimmer mit dem benachbarten Hotel Zum Neuen Schwan verbunden. Die Größe und Aufteilung der Zimmer orientiert sich am Bestand, sodass sehr individuelle Räumlichkeiten entstehen. Der Gast kann somit aussuchen, ob er eher in einem barocken Ambiente mit Stuckdecken, großen Fenstern mit Rheinblick und doppelflügeligen Füllungstüren oder lieber in die verwinkelte Fachwerkromantik des späten Mittelalters eintauchen will. Die Gaststätte im Erdgeschoss bleibt erhalten, wobei lediglich eine behutsame Reparatur der bestehenden Gründerzeit-Einrichtung vorgenommen wird.