Sanierung eines Winzerhofes

Geisenheim, Rheingau-Taunus-Kreis

Baubeschreibung:

Bei dem Gebäudekomplex handelt es sich um drei ursprünglich eigenständige Häuser, die erst im Laufe von 5 Jahrhunderten zu ihrer heutigen Gestalt zusammen gewachsen sind. Ältester Teil ist der um 1516 (d) errichtete langgezogene Fachwerkbau zur Steinheimer Straße, dessen Erdgeschoss später massiv unterfangen wurde. Schon kurz danach entstand um 1529 (d) der zum Garten gelegene Bruchsteinbau.

Schließlich wurde die Hofanlage 1663 (d) zum Bischof-Blum-Platz um einen barocken Fachwerkbau erweitert. In dessen Obergeschoss wurde 1802 (d) ein großer Festsaal eingefügt. Dabei wurden die Deckenbalkenlage und die Innenwände im Obergeschoss heraus genommen, und eine neue Decke in Höhe der Kehlbalkenlage eingefügt. Dies führte zu einer deutlichen Überlastung und zu zahlreichen Brüchen in der Dachkonstruktion. Weiterhin wurden im Zuge des großen Umbaus um 1802 die drei Häuser durch den Torbau (Zwischenbau) miteinander verbunden.

Sanierungskonzept:

Der Hof wurde zuletzt als Wohnhaus genutzt, wobei die Bewirtschaftung des ehemaligen Winzerhofes schon vor vielen Jahren aufgegeben wurde. Die ursprünglich unabhängigen Gebäude des Nordflügels und des Südflügels wurden jetzt wieder räumlich getrennt. Der Südflügel wird zukünftig als Einfamilienhaus genutzt. Im Nordflügel wurden zwei kleine Ferienwohnungen eingerichtet. Ein Dachgeschossausbau erfolgte nicht.

Durch Rückbau des großen Tanzsaales im OG des Nordflügels wurde dessen ursprüngliches Konstruktionsgefüge wieder hergestellt. Da eine Erhaltung des Saales mit seinen Stuckprofilen und der in Teilen noch überlieferten Raumfassung nur durch aufwändige statische Umbauten möglich gewesen wäre, wurde dieser aufgegeben und die alte Dachkonstruktion von 1683 mit seinen in die Deckenbalkenlage eingezapften Sparren, Aufschieblingen und mittlerer Stuhlsäule wieder hergestellt.

Die noch vorhandenen Reste des alten Fachwerks im OG mit den überblatteten Bogenstreben ließen eine Rekonstruktion der fehlenden Holzbauteile aufgrund der gesicherten Befundlage zu. In Absprache und auf Wunsch des Landesamtes für Denkmalpflege wurde daher das Fachwerkobergeschoss als eines der ältesten des Rheingaus fachgerecht im Zustand von 1516 wieder hergestellt.

Im Zuge der Freistellungsarbeiten kamen einige überraschende Fassungsbefunde zum Vorschein, die teilweise freigelegt und restauriert wurden. So konnten im Fachwerkbau entlang der Steinheimer Straße eine bauzeitliche Deckenfassung von 1516, ein barockes Malereifragment über einer älteren Sichtfachwerkfassung, und eine komplette Wandfassung von 1802 restauratorisch gesichert werden.

Auszeichnungen:

Hessischer Denkmalschutzpreis 2015, 1. Preis

Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen
- Hessischer Denkmalschutzpreis 2015, 1. Preis